Autor

Feist, Raymond Elias

Titel

Die Midkemia-Saga
II: Der verwaiste Thron

Originaltitel

The Riftwar Saga
II: Magician: Master

Genre

Fantasy

Seiten

506

Erscheinungsjahr

1982

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Blanvalet (Teil v. Random House)

Website des Autors

www.crydee.com

Wertung

Inhalt

Im Krieg gegen die Tsurani war Pug in Gefangenschaft geraten und verbrachte viele Jahre als deren Sklave in den unwirtlichen Sümpfen. Dann jedoch wird sein magisches Talent entdeckt und sein Gedächtnis gelöscht, um einen treuen Diener Kelewans aus ihm zu machen. Zur gleichen Zeit wandelt sich sein alter Freund Tomas, seit dieser die Rüstung des Drachen trägt, zu einer beängstigenden Mischung aus Mensch und Valheru, den einstigen grausamen Herrschern über Zwerge und Menschen...

Rezension

Die Midkemia-Saga geht in die zweite Runde und Feist hatte immer noch genügend Ideen, um über 500 Seiten damit füllen zu können. Die "Assimilierung" Ougs kam überraschend, ebenso de Wahndlung von Tomas, dessen Schicksal nunmehr in den Händen der Elben liegt, die sich uneins darüber sind, ob sie ihm zujubeln oder ihn töten sollen. Die Figuren weisen also genügend Ambivalenz auf, die ein rasantes Abenteuer in ein Fantasy-Epos erster Güte häte verwandeln können. Leider bleibt es bei diesen Ansätzen, denn jedweder Konflikt wird bei Feist nur wenige Seiten später auf wundersame Weise gelöst. Trotzdem hoffte ich jedes mal auf's Neue, der Autor möge von dem vorherbestimmten Pfad abweichen und damit mehr Spannung in die Geschichte einbringen. Die Protagonisten sind nämlich von solchem Edelmut beseelt, dass sie zugunsten Anderer auf ihre eigenen Wünsche verzichten (Roland etwa) oder Taten begehen, die ihrer Erziehung und ihrer Kultur, ihrem ganzen Wesen widersprechen. Das war auf Dauer nicht nur langweilig, denn eine richtige Bedrohung konnte sich so nicht aufbauen, sondern vor allem äußerst unglaubwürdig. Zudem lernt man nie jemanden kennen, der eine entgegengesetzte Meinung vertreten hätte. Guy du Bas-Tyra etwa, der die Macht an sich reißen will, kennt man nur vom Hörensagen und selbst Piraten und Diebe sind von ebensolcher Größe wie gestandene Adlige oder Priester.
Was man dem Autoren allerdings zugute halten muss ist die Tatsache, dass er mit den Tsurani eine von den Menschen in Midkemia völlig unterschiedlichen Kulturkreis erschaffen hat, mit befremdlich erscheinenden Werten und Vorstellungen darüber, wie die Welt zu funktionieren hat. Der historische Hintergrund jedoch und die Religion werden dabei leider fast vollständig ausgeblendet. Midkemia und Kelewan sind wie auf dem Reißbrett entworfen, eine Skizze auf einem sonst blanken Hintergrund. Nun, das hört sich alles sehr negativ an, doch ist es leichter zu kritisieren als zu loben. Dann will ich doch mal ersteres versuchen, schließlich habe ich diesen band gerne gelesen, obowlhl ich mich über oben genannte Mängel geärgert habe. Zum einen weckten die Figuren Sympathien, gleichwohl sie zu glatt erscheinen. Zum anderen fand ich es spannend mitanzusehen, wie sich Befehlshaber in schwierigen Situationen entscheiden würden und welche Rolle der Schwarze Magier dabei spielen sollte. Was war mit dem Feind, würe er irgendwann auftauchen? Wenn es dann noch wenigstens eine Frau gegeben hätte, die mehr als nur hübsche Staffage gewesen wäre und sich nicht die Haare bürstend für ihren Geliebten bereit gemacht hätte, dann hätte mich das über vieles hinweggetröstet. So verdient sich "Der verwaiste Thron" nur ein knappes "gut" und den nächten Teil werde ich mir auch noch besorgen. Seltsamerweise hatte man den Eindruck, die Reihe hätte hier trotz einiger offenen Fragen ihr Ende finden können.

Was ich beim ersten Band vergessen hatte zu erwähnen, war die gelungene Übersetzung von Dagmar Hartmann, die durch die gestelzten Formulierungen den Geist scheinbar längst vergangener Zeiten heraufbeschwören konnte. Deshalb ist es schade, dass man immer wieder, im ersten wie im zweiten Band, über Sätze stolpert, die es im Deutschen entweder nich gibt oder die sehr holprig klingen und dadurch den Lesefluss stören. So "schwirren" die Mitglieder der Spötter in der Stadt aus, statt auszuschwärmen oder "er wußte, daß das nicht wahr war". Ansonsten wirk alles sehr stimmig, kann aber natürlich nicht darüber hinwegtäuschen, dass Feists Sprache sehr einfach ist. Da sagte jener dieses, der andere sagte das und es gibt kaum Variationen auf der Klaviatur der Gefühle. Die Charaktere starren wütend, sind entsetzt oder von tiefer Liebe ergriffen. Dazwischen gibt es nichts - da lobe ich mir C.J. Cherryh, Robin Hobb oder George R.R. Martin. Da gibt es Dutzende von Nuancen zwischen den unterschiedlichen emotionalen Zuständen.
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Nebelriss
Dieses Buch ist Teil einer Reihe:
Die Midkemia-Saga
I: Der Lehrling des Magiers (1982)
II: Der verwaiste Thron (1982)
III: Die Gildes des Todes (1985)
IV: Dunkel über Sethanon (1986)
V: Gefährten des Blutes (1989)
VI: Des Königs Freibeuter (1992)

im Original:
The Riftwar Saga
I: Magician: Apprentice
II: Magician: Master
III: Silverthorn
IV: A Darkness at Sethanon

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I: Prince of the Blood
II: The King's Buccaneer