Autor

Manguel, Alberto

Titel

Eine Geschichte des Lesens

Originaltitel

A History of Reading

Genre

Sachbuch

Seiten

472

Erscheinungsjahr

1996

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Rowohlt

Wertung

Inhalt

Nach einem kleinen Ausflug in die Vergangenheit des Autors und wie er selbst zu seiner Leidenschaft, dem Lesen, gefunden hat, kommt das erste große Kapitel des vorliegenden Werkes: „Akte des Lesens“. Darin legt Manguel dar, wie sich das Buch von einem nur einer kleiner, elitären Gruppe von Lesekundigen zu einem Allgemeingut entwickelt hat. Konnte man früher etwa beinahe ausschließlich religiöse Texte studieren, hielt immer mehr das Triviale Einzug in die Welt des gedruckten Wortes. Gutenbergs Erfindung der Buchpresse mit beweglichen Lettern war daran natürlich nicht ganz unschuldig. Darüber hinaus widmet sich Manguel den Vorlesern, den einsamen Lesern, der Gestalt des Buches und den Metaphern.
“Die Macht des Lesens“ nimmt die zweite Hälfte von Manguels Buch ein. Bei Kapiteln wie „Lesen hinter Mauern“ oder „Verbotenes Lesen“ wird klar, wie viel Einfluss dieses Medium auf die Menschen haben kann...

Rezension

Was „Eine Geschichte des Lesens“ vor allem lesenswert macht ist die unverhohlene Begeisterung, mit der sich Manguel seinem Hobby widmet. Man merkt bei der Lektüre, wie sich der Autor mitreißen lässt und der Leser gleich mit. Auf solch beinahe romantisch zu nennende Art und Weise habe jedenfalls ich dieses Thema nicht betrachtet. Überraschend sind insbesondere die verschiedenen Perspektiven, aus denen man ein Buch betrachten kann. Wann wurde es geschrieben? Richtete es sich an den Vorleser oder den einsamen Leser? Welches Format hat das Werk? Und und und.
Was mir im Laufe der Lektüre allerdings immer weniger gefiel war die Tatsache, dass Manguel sich für meinen Geschmack zu sehr auf den Schwerpunkt der Religion versteift. Die Kirche mag in den westlichen Kulturen vornehmlich bestimmt haben, was gedruckt wurde, doch in der Zeit davor und insbesondere nach dem Mittelalter rückten die Literatur und die Wissenschaft meiner Meinung nach in den Vordergrund. Darwins Evolutionslehre etwa war Wegbereiter, wenn nicht Auslöser tiefgreifender Veränderungen, weit mehr als die meisten religiösen Traktate. Mir ist klar, dass der Autor selbstverständlich nicht das komplette Themengebiet abgrasen kann, doch diese ständige Rückkehr zum Christentum (in jedem Kapitel!) begann mich zu nerven. Vor allem die Detailliertheit, mit der Manguel dies tut. Manches begann ich nunmehr zu überfliegen, bis ich auf wieder auf die faszinierenden, eher allgemeinen Aussagen oder Fakten über das Lesen stieß.
Manguel hat zudem all seine Quellen auf's Genaueste aufgezeichnet und aufgeschlüsselt. Im Register findet man sogar sämtliche im Buch erwähnte historische Figuren beziehungsweise Autoren alphabetisch sortiert wieder. Bei einigen gibt es die dazugehörigen Gemälde oder Skulpturen, etwa von Gutenberg oder Roger Bacon zu bestaunen, leider nur in schwarz-weiß und zumeist in kleiner Ausführung. Ein Lob also auf die Sorgfalt des Verfassers, dessen „Eine Geschichte des Lesens“ ich trotz einiger Durchhänger interessiert, erstaunt und zuweilen mit zustimmenden Nicken gelesen habe. Nicht zu vergessen: Ein Hoch auf das Buch! Und die Freiheit, alles lesen zu können und lesen zu dürfen.
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