Autor

Wellershoff, Dieter

Titel

Das normale Leben

Originaltitel

Genre

Drama

Seiten

306

Erscheinungsjahr

2005

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Kiepenheuer & Witsch

Wertung

Inhalt

In zehn Kurzgeschichten nimmt sich Wellershoff vor allem der Thematik des Älterwerdens an. Ein Rentner träumt von einem Leben mit seiner Verflossenen, die bald heiraten wird ("Das normale Leben"), während eine Lyrikerin, deren große Erfolge lange hinter ihr liegen, gleich von zwei Bewunderern belagert wird ("Das Verschwinden"). "In der Oper" denkt ein Ehepaar über die vergangenen gemeinsamen Jahre nach und "Im Vorbeigehen" schießen dem ehemaligen Paar einige Gedanken durch den Kopf...

Rezension

Ich fand diese Sammlung kurzer Erzählungen sehr durchwachsen. Der Anfang war okay, dann läuft Wellershoff mit "Das weiße Handtuch" oder "Das Verschwinden", wie ich meine, zur Höchstform auf. Haargenau trifft er die feinen Nuancen, die das oft festgefahrene Leben der Hauptfiguren bestimmen und vermag durch kleine Gesten und knappe Gespräche Stimmungen zu erzeugen. Was hier natürlich vor allem auf Melancholie hinausläuft. Die Menschen in diesem Buch wirken verloren, sind an einem Punkt angelangt, an dem sie teilweise verzweifelt oder nur halbherzig nach einem Sinn suchen. Der Halt, den sie gefunden oder meinten, gefunden zu haben, entgleitet ihnen und es ist interessant mit zu erleben, wie schwer sie sich von alten Gewohnheiten zu trennen vermögen. Leider fand ich diese niedergeschlagene Stimmung irgendwann geradezu lähmend und die letzten Geschichten gleichen dem starken Anfang zu sehr, als dass sie mich noch zu fesseln vermochten. Die Figuren verloren sich meiner Ansicht nach zusehends im Nebel des allgemeinen Themas Altern und Beziehungen. Ich mochte bald nicht mehr in der Tretmühle von Wellershoffs Figuren gefangen sein und würde daher geneigten Lesern empfehlen, dieses Werk in kleinen Dosen zu sich zu nehmen. Etwa die Hälfte der Geschichten ließ mich völlig kalt - schade, dass man neben ein paar echten Perlen auch einige Gurken in Kauf nehmen muss.
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