Autor

Vinge, Vernor

Titel

Der Friedenskrieg

Originaltitel

The Peace War

Genre

Science Fiction

Seiten

304

Erscheinungsjahr

1984

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Tor Books

Wertung

Inhalt

Seit 50 Jahren regiert die Peace Authority nicht nur ganz Amerika, sondern die ganze Welt mit harter Hand. Durch Pandemien stark dezimiert, leben die Menschen weit verstreut übers Land, durch das Verbot moderner, energieintensiver Technologien auf Fördermittel wie Pferdekutschen angewiesen und trotzdem oder gerade dadurch sehr erfinderisch. Die sogenannten Tinkers bringen durch ihre heimliche Forschung fortschrittlichere Geräte hervor als die Peace Authority. Paul Naismith ist einer von ihnen und hat vielleicht einen Weg gefunden, der Tyrannei ein Ende zu setzen...

Rezension

Die Grundidee gemahnt an altbekannte Utopien, in denen diktatorische Herrscher das Volk unterdrücken, alles angeblich im Namen des Friedens und der Gerechtigkeit. Dabei versuchen sie stets nur, ihre Macht zu behalten oder auszuweiten. Also ein für meinen Geschmack ein wenig ausgelutschtes Thema, das Vinge hier anschneidet, da waren die anderen Werke, die ich bisher von ihm gelesen habe ("A Fire Upon the Deep" und "Eine Tiefe am Himmel") sowohl subtiler als auch weitreichender. "The Peace War" hingegen wirkt fast naiv in seiner Einfachheit, obwohl man sich doch Gedanken darüber macht, inwieweit die Freiheit des Bürgers beschnitten werden darf, um den Frieden zu sichern. Wobei natürlich klar ist, dass es nie so extrem wie hier werden darf. Also ein Roman, der zum Denken anregt, nicht schlecht.
Ebenfalls gut finde ich die Auswahl der Protagonisten, die mit einem über Siebzigjährigen und einem Jugendlichen ziemlich außergewöhnlich ist. Leider gibt es nur eine Frau in dem Roman, dem der Autor mehr zugesteht als Heim und Hof zu bewirtschaften. Als seien sie bloße Diener wagen sie es nicht einmal, in Besprechungen die Stimme zu erheben, in der also nur Männer alle Entscheidungen treffen. Ich frage mich, ob Vinge es wagen würde, heutzutage erneut einen Roman zu schreiben, in dem er Frauen zu bloßen Heimchen am Herd degradiert.
Wie auch immer, in den lediglich 300 Seiten erfahren nicht einmal die Herren der Schöpfung einen nennenswerte Entwicklung, während der sechzehnjährige Wili so viele Dinge in solch kurzer Zeit zu erlernen in der Lage ist, dass es unglaubwürdig wird. Und trotzdem las ich weiter, getrieben von der Neugierde und der Tatsache, dass es einen Verräter unter den Tinkers gibt, der droht, die gesamte Untergrundbewegung auffliegen zu lassen. Immerhin wird auch der feindliche Agent letztendlich von Zweifeln geplagt, ob das Vorgehen der Peace Autority überhaupt richtig ist, so dass es neben dem ganzen Schwarz und Weiß doch ein paar wenige Grautöne gibt. Die Argumentation der Tyrannen klingt nach naivem Weltverbesserertum, doch was hier an Action geboten wird, ist nicht zu verachten. Ein, zwei kleine Überraschungen hat der Autor auch in petto, doch ist dieses Buch ein enttäuschend geradeliniges Vergnügen, wenn man die oben genannten Werke von Vinge kennt.