Autor

Salaman, Nicholas

Titel

Der Garten der Lüste

Originaltitel

The Garden of Earthly Delights

Genre

Historisches

Seiten

640

Erscheinungsjahr

1993

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Diogenes

Wertung

Inhalt

Hieronymus Bosch ist ein grantiger, wenig umgänglicher Mensch und behandelt seinen neuen Lehrling Julius Martens nicht gerade zuvorkommend. Doch Julius lässt sich nicht beirren, schätzt er die Werke des Meisters doch über alle Maßen und darf schließlich nach Florenz reisen, um dort seine Maltechniken zu verfeinern. Als er zurückkehrt, stirbt Bosch kurz darauf, aber nicht ohne ihm eine bedeutende Aufgabe zu übertragen. Julius soll das Tryptichon "Der Garten der Lüste" zu Ende bringen, doch ist er gezwungen, eine Frau zu heiraten, die er nicht liebt und in einer Stadt zu wohnen, in der die fanatischen Täufer die Macht übernehmen. Wie also soll er die Hölle vollenden, wo er doch nicht einmal ihr Gegenteil, das Paradies der Liebe kennt?

Rezension

Als erstes fiel mit die Bildgewalt der Sprache auf, welche ein schmuddeliges Hinterzimmer ebenso aus dem Nichts hervorzaubern kann wie die üppige Pracht von Boschs Bildern, allen voran natürlich des berühmten Tryptichons. Leider scheint es im 15. Jahrhundert mehr Düsteres als Licht gegeben zu haben, was vor allem auf die brutalen Täufer zutrifft. Da wird selbst Hartgesottenen der Appetit vergehen, wenn im Buch jemand gefoltert und geviertelt wird, da es in jedem Fall klar ist, dass es erstens solche Gräueltaten tatsächlich gegeben hat und es sich zweitens um Menschen handelt, denen so etwas widerfährt. Salaman kann nämlich mit nur wenigen Sätzen seinen Figuren Leben einhauchen und somit im Leser Mitgefühl, Angst, Verachtung, Furcht oder Lust erwecken. Die schwüle Erotik in diesem Roman - um den Bogen zu diesem Punkt zu schlagen - wäre neben den grausamen Szenen ein weiterer Grund dafür, ihn erst ab 14 oder gar 16 freizugeben. Ist es nicht seltsam, dass es für das Medium Buch keine bindenden Altersbeschränkungen gibt wie etwa für Filme oder Computerspiele?
Selbst der beißende Spott vermag die brutale Wucht dieses Buches nicht zu mildern, streicht er doch die Leichtgläubigkeit und Blindheit der Menschen heraus, die einem falschen Propheten folgen und dadurch nicht nur über sich Verderben bringen. Die Täufer sind Fanatiker, die vor nichts haltmachen und jeden Widerstand im Keim ersticken. Immer wieder zündet Salaman einen Funken Hoffnung im Leser, lässt ihn ergriffen sein vom Mut der Widerständler, beeindruckt von der Kunst des Malers Bosch, Himmel und Hölle in einem Gemälde, in einer Welt zu vereinen. "Der Garten der Lüste" ist, ebenso wie das Bild des Niderländers, prachtvoll, üppig und ein geradezu sinnliches Erlebnis. Einzig die abstoßenden Gewaltszenen und die seltsam metaphysisch angehauchten Szenen trübten den ansonsten positiven Eindruck.
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