Autor

Meyer, Kai

Titel

Göttin der Wüste

Originaltitel

Genre

Historisches/Fantasy

Seiten

441

Erscheinungsjahr

1999

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Website des Autors

www.kaimeyer.com

Wertung

Inhalt

Im Jahr 1903 sind große Teile Südafrikas in deutscher Hand. Auch Cendrine Muck macht sich auf in die Kolonien, um als Gouvernante einer reichen Familie zu arbeiten. Ihr ist leider kein guter Start beschieden, aber nach und nach lebt sie sich ein und betrachtet das Haus der Kaskadens fast schon als Zuhause. Dann jedoch brechen die uralten Konflikte zwischen Hereros und San aus und die Deutschen sind auf sich allein gestellt in der Wildnis. Dabei macht Cendrine die Bekanntschaft der Schamanen...

Rezension

Man findet sich schnell rein in die Geschichte, in die Fremde Afrikas, die so ganz anders ist als die Welt, die man kennt. Auch Cendrine ist beeindruckt, erstaunte mich aber damit, dass sie selbst nach Monaten in der neuen Heimat nicht mehr gesehen hat als den Garten des Anwesens. Schon der nächste Hügel stellt anscheinend eine unüberwindbare Barriere dar, mit Ansässigen hat die gute Frau überhaupt keinen Kontakt. Das könnte man nun auf die koloniale Arroganzhaltung schieben und sich wundern, wieso Cendrine nicht vor Langeweile gestorben ist. Nun gut, ihre sehr lebhaften Träume, fast schon Visionen, sind recht ablenkend, treten aber selten auf. Jedesmal ist die Frau danach äußerst verstört. Warum beschäftigt sie sich monate-, fast jahrelang nicht mehr damit? Meyer hat da ein paar sehr befremdliche Zeitsprünge eingebaut, erwähnt jeweils in einem Nebensatz, und nimmt den Themen Visionen und Stammeskriege sehr viel von deren Brisanz. Wenn es Cendrine so wichtig ist, warum beschäftigt sie sich ewig nicht damit, unternimmt nichts Konstruktives?
Ganz davonl abgesehen, dass das phantastische Element meiner Meinung nach störte. Das lag eventuell daran, dass ich einen historischen Roman erwartet hatte, der plötzlich abhob, bis es ab und an sogar zu unfreiwillig komischen Szenen kam. Keine Frage, Meyer kann einen schon an der Stange halten, schreibt in einer sehr bildhaften Sprache, um dann mit einer aufgesetzten Romanze zu enttäuschen und mit den Recherchen, die er wohl über Afrika betrieben hat, hinterm Berg zu halten. Die Seite der Herero und San lernt man kaum kennen, generell leben die Weißen abgeschottet in ihren Bezirken. Meyer schiebt ein paar Stereotype über die Einheimischen vor (brutal versus gleichgültig) und lässt die Kolonisten das Handeln übernehmen. Der Konflikt zwischen ihnen und den Afrikanern wird erwähnt, aber nicht wirklich spürbar. Leser, die sich eine Art "Kurztrip" nach Namibia vorstellen, sind hier falsch. Und obwohl ich Fantasy mit am liebsten lese, wirkt es bei "Göttin der Wüste" wie ein unausgegorener Mix aus Phantastik, einem Hauch Historie und religiösen Mythen. Dann noch dieser Schluss! Kurz zuvor hatte man von Cendrines großem Geheimnis erfahren (fand nur ich das schändlich? Meine Beziehung zu ihr ist deswegen um ein paar Grad abgekühlt) und am Ende tut sie dem armen... Aber ich darf ja nichts verraten. Nur soviel: Daraufhin mochte ich sie und das Buch noch weniger. Unterhaltsam war es zwar, aber keine wirkliche Empfehlung wert.