Autor

Le Guin, Ursula Kroeber

Titel

Planet der Habenichtse

Originaltitel

The Dispossessed

Genre

Science Fiction

Seiten

351

Erscheinungsjahr

1974

Auszeichnungen

Hugo Gernsback Award (1975)
Locus Award (1975)
Nebula Award (1974)

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Website des Autors

www.ursulakleguin.com

Wertung

Inhalt

Nachdem auf Urras der Anarchistenaufstand niedergeschlagen worden war, erlaubte man den Revolutionären, auf den unwirtlichen Planeten Anarres auszuwandern, wo sie seitdem mit harter Arbeit oft gerade so ihr Überleben sichern können. Jetzt, etwa 170 Jahre später, wird Sherek der erste sein, der seitdem nach Urras reist, um mit seinen Kollegen dort über Physik zu diskutieren. Doch daheim wird er als Verräter Oros bezeichnet, die einst gegen das kapitalistische, ausbeuterische Regime auf Urras kämpfte...

Rezension

In den Zeiten des kalten Krieges entstanden, werden hier Kommunismus und Kapitalismus als Feinde präsentiert, ohne eine von den beiden Seiten wirklich vorzuziehen. Le Guin beleuchtet die Schatten-, aber auch die guten Seiten beider Gesellschaftsformen und zwar in sehr anschaulicher, sogar packender Art und Weise. Es ist ein Vergnügen, seinen eigenen Intellekt an den Diskussionen der Protagonisten zu schärfen und mit Freunden darüber zu reden. Doch nicht nur diese Darstellung ist sehr gut gelungen, auch die Personen zeigen eine glaubwürdige Zerrissenheit, zwischen den Ansprüchen der Gesellschaft und ihren eigenen. Wie sehr dürfen sie das tun, was sie für richtig halten, ohne zu "egoisieren"? Auch bei Sheveks Besuch auf Urras klappt nicht alles so, wie es sollte - da prallen Welten aufeinander. Ein Science Fiction mit Niveau also, der sich aber für meinen Geschmack teilweise zuviel der Theorie widmet und dabei ab und an die Figuren und deren Privatleben ein wenig außer Acht lässt. Ein Tick mehr "menscheln" hätte mir die Lektüre noch mehr versüßt. Und die Schlussfolgerungen, die von den Leutchen gezogen werden, waren mir als Außenstehenden schon Dutzende von Seiten vorher klar.
Aber auch so lohnt sich dieses Buch für alle, die ernste Themen und Utopien den wilden Ballereien vorziehen - wobei ich gegen letzteres auch nichts einzuwenden habe, sofern sie ein paar der Hauptgütekriterien erfüllen, wenn auch nicht alle Nebengütekriterien; die ich irgendwann mal aufstellen sollte (man merkt, ich lerne gerade für das Fach Diagnostik!). Manchmal müssen eben ein Lem her oder eine Le Guin...