Autor

Kurkow, Andrej

Titel

Picknick auf dem Eis

Originaltitel

Smert' postoronnego

Genre

Krimi

Seiten

288

Erscheinungsjahr

1996

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Diogenes

Wertung

Inhalt

Viktor ist ein ziemlich erfolgloser Schriftsteller, der selten auch nur die Geduld für eine Kurzgeschichte aufbringen kann. Er lebt nicht allein, vor Jahren hat er vom städtischen Zoo Kiews einen Königspinguin übernommen, um sich um dessen Pflege und Fütterung zu kümmern. Mischa hat er das Tier genannt, mit dem er sich die Einsamkeit teilt. Bald jedoch haben die kargen Zeiten ihr Ende, als der Chefredakteur der Hauptstadtnachrichten ihn um Nekrologe von noch lebenden, berühmten Personen bittet. Begeistert macht sich Viktor an die Arbeit, verfasst philosophische, zu Tränen rührende Nachrufe - doch leider werden seine Texte erst gedruckt, wenn einer dieser VIPs das zeitliche segnet. Da stirbt der erste...

Rezension

Kurkow zeichnet ein ziemlich ernüchterndes Bild des heutigen Russland, sollte man doch annehmen, dass nach der Befreiung vom Sozialismus eine gewisse Aufbruchstimmung herrscht. Dem ist nicht so, der Großteil der Bevölkerung ist arm, bekommt aber nur gegen bares eine anständige medizinische Versorgung. Überhaupt lässt sich mit Geld wohl fast alles regeln, was vielleicht auch an der Gleichgültigkeit der Menschen liegt, allen voran der Held dieses Romans. Fast stoisch registriert er, was um ihn herum passiert, kaum dass er sich mal aufrappelt, um dahinter zu kommen, warum auf einmal so viele Personen sterben, über die er Nekrologe geschrieben hat. Gelassen nimmt er hin, dass ein Bekannter seine Tochter bei ihm unterbringt, wenig später zieht auch deren Nanny ein: "Sollte er versuchen, sowohl Nina als auch Sonja wirklich zu lieben?" Will er denn einfach alles so treiben lassen?! Interessiert ihn denn gar nichts wirllich?! Na gut, Mischa schon.
Von diesen ärgerlichen Charakterzügen des Protagonisten einmal abgesehen, kann man sich der charmanten Traurigkeit dieses Buches nur schwer entziehen. Krimi ist es dabei eigentlich nur am Rande, eher geht es um Viktor und seine (neuen) Freunde und wie sie versuchen, mit ihrem Leben und dem, was sie haben, zurecht zu kommen. Wer also ein wenig in die Melancholie und die nichts fordernde Kameradschaft von ein paar kuriosen Figuren hineinschnuppern will, ist hier richtig. Krimifans wird aber die so nebenbei in ein paar Sätzen abgefertigte Auflösung des Rätsels enttäuschen.