Autor

Körner, Franz-Josef

Titel

Der Domreiter

Originaltitel

Genre

Historisches

Seiten

384

Erscheinungsjahr

2004

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Rowohlt

Wertung

Inhalt

Im Auftrag des Kaisers Otto baut Herzog Heinrich von Bayern einen Dom in seiner Residenzstadt Babenberg anno 1002. Da stirbt der Herrscher unerwartet und ein wild aussehender Reiter trifft ein, der behauptet, Otto hätte ihm die Hand von Gisela, der Schwester Heinrichs, versprochen. Allerdings reist Fürst Vajk, angeblich der Sohn des ungarischen Großfürsten Géza, ohne Gefolge und so kann niemand für seine Herkunft bürgen. Noch dazu ist er ein Heide und auf Herzog Heinrich wird ein Anschlag verübt...

Rezension

Dies also ist die Ausgangssituation, die zahlreiche Intrigen, Morde und andere Ränke nach sich ziehen. Dabei wird der vertrackte Fall nicht nur von Seiten der Adligen beleuchtet, sondern ebenso durch die Augen einfacher Bauern betrachtet. So erfährt man vom Frondienst, den letztere auf der Dombaustelle leisten müssen, von ihren Ängsten und Nöten, etwa hohen Herrschaften ausgeliefert zu sein oder die Ernte nicht rechtzeitig einholen zu können. Ohne groß nachzudenken greift selbst der gerechte und gütige Heinrich auf seine Untertanen zurück und man sieht, wie weit voneinander entfernt diese beiden Welten sind. Allerdings werden meiner Meinung nach die edlen Herrschaften allzu sehr durch die rosarote Brille betrachtet. Sie sind dermaßen einsichtig und rechtschaffen, dass sie schon fad erscheinen. Die Guten sind hier gut, die Bösen böse und damit hat sich's auch mit der Charakterzeichnung.
Nichtsdestotrotz habe ich den Roman sehr gerne gelesen, da sich die Ereignisse überschlagen und es immer etwas gibt, worüber man sich Sorgen machen kann. Wird Erhard sein Ziel erreichen? Wird Vajk als Mörder verurteilt? Kann Heinrich seinen Anspruch auf den Thron geltend machen? Keine Sekunde, in der ich mich woanders hin gewünscht hätte als ins Bamberg des 11. Jahrhunderts – so der heutige Name von Babenberg. Die historischen Fakten seien korrekt, wie der Autor anmerkt, zeitlich aber etwas verschoben, um zur Handlung zu passen. Letztere ist vielleicht etwas romantisiert und weist logische Lücken auf. Weshalb wird Georg am Leben gelassen? Warum sind die Beteiligten stets derart begriffsstutzig, wenn es darum geht, Zusammenhänge zu begreifen? Dafür sind die Begebenheiten so lebendig beschrieben, dass ich mich an dem historischen Schmöker so sehr erfreute wie schon lange an keinem mehr. Die kleinen Macken verhindern zwar den Aufstieg in den Olymp, dennoch ist „Der Domreiter“ definitiv vor allem für eher romantischere Naturen empfehlenswert, vom Kitsch aber weit entfernt!