Autor

Hoffman, Jilliane

Titel

Vater unser

Originaltitel

Plea of Insanity

Genre

Justizkrimi

Seiten

591

Erscheinungsjahr

2007

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Penguin Books

Website des Autors

www.jillianehoffman.com

Wertung

Inhalt

Der Anruf erreicht die Notrufzentrale mitten in der Nacht, von einem kleinen Mädchen in einem noblen Stadtteil Miamis. Den dort eintreffenden Polizeibeamten bietet sich ein Bild des Grauens. Die Hilfe kam zu spät, das Mädchen ist ebenso tot wie sein jüngerer Bruder und das Neugeborene. Die Mutter liegt erstochen in ihrem Bett, der Vater mit einem Messer im Bauch im Badezimmer. Dennoch fällt der Verdacht sehr früh auf ihn und Staatsanwalt Rick Bellido wählt die junge, in Kapitalverbrechen völlig unerfahrene Julia Valenciano als Assistentin, die bald nicht nur mit diesem Fall und dem darum veranstalteten Medienrummel, sondern auch mit den Geistern der Vergangenheit zu kämpfen hat...

Rezension

Nach den erfolgreichen Justizthrillern um die Staatsanwältin C.J. Townsend „Cupido“ und dessen Nachfolger „Morpheus“ tritt Julia Valenciano in die Fußstapfen ihres taffen Vorbildes. Zwei-, dreimal wird Bezug genommen auf die vorangegangenen Romane, jedoch ist dies eine völlig eigenständige Serie. Serie deshalb, weil es etliche Fragen gibt, die am Ende offen bleiben: Wer war der mysteriöse Anrufer? Ist der Angeklagte wirklich schizophren? Ist er überhaupt der Mörder? Das alles spreche ich vor allem deshalb an, um klar zu stellen, dass es hier nicht um die Jagd nach einem Killer geht, sondern um die Mühlen der Justiz, in die er gerät. Als ehemalige Staatsanwältin weiß Hoffman schließlich, wovon sie spricht und das merkt man. Da wird über die verschiedenen Abteilungen des amerikanischen Rechtssystems und deren Zusammenarbeit in Länge und Breite doziert, dass man am liebsten ein paar Seiten vorblättern würde, aber befürchtet, etwas Wichtiges zu verpassen. Im Nachhinein muss ich sagen, man hätte sich die Hälfte der Seiten sparen können. Nicht, dass der Roman jemals wirklich langweilig wäre, doch richtig spannend ist er auch nicht. Viel Raum nehmen das Formale eines Gerichtsverfahrens ein, ohne dass darauf eingegangen wird, welche Strategien die Anwälte für das Verfahren entwickeln. Das hätte mich mehr interessiert als das fade Privatleben der Protagonisten, die trotzdem wenig Kontur gewinnen. Warum lassen sich die Beziehungen in diesem Genre immer so gut vorhersagen? Verhalten und Gefühlsleben geraten dadurch sehr unglaubwürdig.
Ein weiteres Manko sind die an den Haaren herbeigezogenen Parallelen zwischen der Staatsanwältin Valenciano und ihrem Fall. Außerdem wird lediglich ein Bruchteil der Schizophrenen gewalttätig, was Romanautoren allerdings nicht davon abhält, die Angst der Allgemeinheit vor diesen psychisch Kranken zu schüren. So wie Hoffman, welche sich nicht zu schade ist, ein Klischee nach dem anderen abzuspulen: Die höchst attraktive und smarte Anwältin trifft auf den ebenso gut aussehenden und verständnisvollen Detective und schlägt sich nebenher mit herrischen Sekretärinnen herum. Immerhin gelingt es Hoffman, Verständnis, wenn nicht gar Sympathie für jede der beteiligten Seiten zu wecken. Ihr Englisch wirkt sehr wortgewandt, obwohl ich zuweilen etwas Probleme mit der Umgangssprache und den Fachausdrücken hatte. Allerdings habe ich mir sagen lassen, dass die deutsche Übersetzung von Fehlern durchsetzt ist, also sollte man doch zum Original greifen. Wenn man sich mit seinen Schwächen abfinden kann.