Autor

Hesse, Hermann

Titel

Der Steppenwolf

Originaltitel

Genre

Drama

Seiten

184

Erscheinungsjahr

1927

Auszeichnungen

Verfilmungen

Steppenwolf (1974)

Verlag

dtv

Wertung

Inhalt

Ein kurzes Vorwort des "Herausgebers" macht deutlich, um wen es im folgenden gehen wird: Harry Haller. Er ist der neue Untermieter und macht einen einsamen, etwas lebensmüden Eindruck. Nach ein paar Seiten übernimmt er mit seinen Aufzeichnungen die Erzählung, darüber, wie er andere Leute betrachtet und sich nicht als Teil dieser Gesellschaft empfindet, wie er Hermine kennenlernt und neue Energie aus dieser Beziehung schöpft und seine Befürchtung, dass es bald einen neuen Krieg geben wird, den die Menschen gar willkommen zu heißen scheinen...

Rezension

Sogleich war ich beseelt von dem Drang, mehr über diesen undurchschaubaren Charakter des Harry Haller zu erfahren, um zu verstehen, warum er so weltfremd geworden ist. Was war mit ihm geschehen? Was hat er erlebt? Doch über seine Vergangenheit erfährt man herzlich wenig, vielmehr breitet er seine Gedanken und Überlegungen zur Gesellschaft und zum Sinn seines Lebens sehr ausführlich vor einem aus. Passieren tut dabei nicht viel und doch wird es einem nie langweilig, weil man Haller sehr gut verstehen kann, den Steppenwolf in sich selbst findet und trotz der negativen Einstellung des Protagonisten darauf hofft, dass alles gut wird. Doch wenn dies einträfe, wäre "Der Steppenwolf" wohl kein Klassiker geworden. Auf jeden Fall ist es eine faszinierende Reise in die Ideenlandschaft eines Mannes in der sogenannten Midlife-Crisis, die gegen Ende hin fast surreal anmutet. Hesse zaubert eine traumgleiche Atmosphäre, als sei Haller nun endgültig der wirklichen Welt entrückt. Dabei fragte ich mich unwillkürlich, ob sein Leben überhaupt etwas bereithält, für das es sich lohnt, weiterzumachen. Generell regt die Lektüre stark dazu an, über den Sinn zu reflektieren, nicht nur der Symbolik, die Hesse benutzt - Steppenwolf, das magische Theater - sondern auch darüber, wie man selbst sich das Leben vorstellt. Und man sieht, im Grunde braucht es nicht viel und einiges, was man verteufelt, ohne es überhaupt probiert zu haben - Haller und das Tanzen - könnte einem vielleicht viel Spaß machen. Es muss schließlich nicht alles tiefgründig und nützlich sein, was man tut, das meiste ist es sowieso nicht, vor allem Dinge, die reinen Unterhaltungswert besitzen. Aber jemandem Freude zu bereiten, so wie es Hermine bei Haller tut, ist das nicht schon etwas sinnvolles? Hesse mag zeitweise etwas naiv klingende Ansichten äußern, ist aber immer noch sehr interessant, auch heutzutage noch. Was mir weniger gefiel waren die anderen Personen, von denen man so gut wie gar nichts erfährt. Sind sie Haller egal, dass er kaum etwas von ihnen weiß?
Nichtsdestotrotz ist dieses Buch für all diejenigen, die gerne die Ansichten und die Gefühlswelt eines einsamen Mannes ergründen möchten sehr empfehlenswert - angeblich hat Hesse hier viel von sich selbst eingebracht. Man sollte schließlich nicht nur in der Schule Anspruchsvolles lesen!