Autor

Gordian, Robert

Titel

Die Frau des Philosophen

Originaltitel

Genre

Historisches

Seiten

221

Erscheinungsjahr

2002

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Heyne

Wertung

Inhalt

Die Ehe zwischen der streilustigen Xanthippe und dem gutmütigen Sokrates kommt durch eine Wette des bereits 50jährigen Philosophen zustande. Dennoch raufen sich die beiden zusammen, aus widerwilligem Respekt wird innige Zuneigung. Dabei haben sie es nicht leicht, da Sokrates statt den Beruf seines Vaters auszuüben und als Steinmetz seine Familie zu ernähren, viel lieber auf den Markt geht, um dort mit den Menschen zu diskutieren. Seine Frau ist daher gezwungen, alleine für den Haus- und Unterhalt zu sorgen...

Rezension

Der Schuster Simon, Nachbar des ungleichen Paares, erzählt von den Streitereien, denen er mehr oder weniger freiwillig beiwohnte. Dabei kann er nicht verhehlen, dass er sowohl Xanthippe, als auch Sokrates sehr verehrt, da beide so reden, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Der Philosoph eher forschend und ergründend, seine Gattin ironisch und mit beißendem Spott. Es ist wahrlich ein Vergnügen, den leider viel zu seltenen Wortgefechten zu lauschen, wenn Xanthippe zum Beispiel den Spieß umdreht und die Dialektik ihres Mannes gegen ihn ausspielt. Leider empfand ich den Rest als ein eher seichtes Geplänkel. Von Sokrates Lehren erfährt man so gut wie gar nichts, wenn man von ein paar eingestreuten "Zitaten" absieht, die von seinen Schülern überliefert wurden. Der große Gelehrte selbst hat nie etwas geschrieben und so muss man sich auf andere Quellen verlassen. Die Geschichte hat jedoch aus der emanzipierten, temperamentvollen Gattin eine richtige Xanthippe gemacht. Wer vorher nicht wusste, woher diese Redewendung kam, erfährt hier ein wenig über die Namensgeberin. Das Ganze ist natürlich frei erfunden, aber nicht ohne Charme. Das Buch ist nicht sonderlich lang, sehr leicht zu lesen und daher äußerst unterhaltsam. Allerdings kommt Sokrates ein wenig tölpelhaft herüber und erscheint eigentlich als totaler Nichtsnutz, wenn auch als liebenswerter. Xanthippe ist es, die alles am Laufen hält und die mir sehr leid tat, mit solch einem Mann geschlagen zu sein.
Was die historischen Hintergründe angeht, hat sich Gordian sehr zurückgehalten. Es gab Krieg mit Sparta, dann mit den Persern und einige innere Querelen. Das war's im Großen und Ganzen. Im Mittelpunkt steht zweifelsohne Xanthippe, aber ich war dennoch enttäuscht, dass einer der Wegbereiter heutigen Denkens so kurz und auf derart oberflächliche Weise abgehandelt wird. Gordian kann zwar gut unterhalten, aber ist eben kein Sokrates.