Autor

Goldworthy, Peter

Titel

Wunsch und ich

Originaltitel

WISH

Genre

Drama

Seiten

331

Erscheinungsjahr

1995

Auszeichnungen

Verfilmungen

Verlag

Volk und Welt (Teil v. Random House)

Website des Autors

www.petergoldsworthy.com

Wertung

Inhalt

John James, J.J. genannt, ist Lehrer für Gebärdensprache in Adelaide, Australien. Seine Eltern sind beide taub und haben ihn nach seiner Scheidung wieder in ihr Haus aufgenommen. Eines Tages kommen Stella und Clive Francis Kinnear, ein sehr ungleiches Paar, als Schüler ins J.J.s Stunde. Sie haben eine stumme Adoptivtochter, Eliza, der J.J. in Privatunterricht die Gebärdensprache beibringen soll. Das vermeintliche Mädchen entpuppt sich als ausgewachsener Gorilla und die Geste für Wunsch setzt sie am häufigsten ein. J.J. und Eliza werden enge Freunde und die Idylle wäre perfekt, wenn sich nicht die große Katastrophe anbahnen würde...

Rezension

Dies ist mein erstes Buch, das sich mit der Sprache der Taubstummen befasst und einen kleinen Einblick in dessen Schönheit gibt. Ich war fasziniert von der Ausdrucksstärke und Vielfalt der Gebärden, auch wie individuell die Leute darin reden. Manche schreien, andere flüstern oder nuscheln. Weniger begeistert war ich dagegen vom Autor, der stilistisch mit der beschriebenen Sprache nicht mithalten kann und sie wie einen Schild vor sich herträgt, hinter dem er die Kargheit seiner Worte nicht ganz zu verbergen vermag. Es ist alles sehr einfach gehalten, die Sätze, die Handlung, die Beziehungen der handelnden Personen. Geradlinig bewegt sich das ganze auf ein bestimmtes Ziel zu und wirft nur am Rande Fragen nach der Ethik solchen Tuns auf, was man meiner Meinung nach viel mehr hätte differenzieren sollen. Etwa, indem man die Gegenseite zu Wort kommen lässt. Aber soweit hat sich Goldsworthy gar nicht richtig in die Sache hineingedacht. Ich denke, er wollte den Leser schockieren und ein heißes Eisen anfassen, wie die Frage, ob Tieren Menschenrechte zugesprochen werden müssen - doch vor dem tatsächlichen Griff nach dem Eisen ist er zurückgeschreckt. Lieber flüchtet er durch das Hintertürchen "Eliza ist kein normaler Affe" und präsentiert sensationslüstern einen in meinen Augen hanebüchenen "Höhepunkt". Oder spricht da nur mein persönlicher Widerwille aus mir, der meint, dieses Verhalten sei nicht richtig, nicht anständig? Dann bin ich eben einer dieser bornierten Menschen, die der Autor aufrütteln wollte. Glaubwürdig erschien mir Geschichte aber irgendwie nicht, sie war mir irgendwie zu abgedreht. Auch der Hauptfigur J.J. konnte ich nicht so richtig was abgewinnen. Er war arrogant und grob, hochmütig seinen Mitmenschen gegenüber.
Na ja, soviel sei gesagt, die erste Hälfte lohnt sich wirklich zu lesen, als Exkurs in die faszinierende Welt der Gebärdensprache. Über die zweite muss jeder selbst urteilen - ich fand sie effekthascherisch und übertrieben. Wo man in die Tiefe hätte gehen sollen, ist Goldworthy in irgendwelchen dünnen Höhen geschwebt.